Hallo und viele Grüße aus Argentinien!

Der Weg hierhin war tatsächlich abenteuerlich, doch es kam anders als geplant. Auf chilenischer Seite, in Villa O’Higgins, war der Wind tagelang derart stark, dass keine Schiffe ablegen konnten. Eines der Boote wurde durch den Wind sogar erheblich am Bug beschädigt und fiel komplett aus. Viele Reisende änderten schon ihre Pläne. Wir selbst warteten schon einen ganze Woche und wurden langsam ebenfalls ungeduldig. Mit Fahrzeugen konnte man allerdings nur zurück in den Norden. Ein genauer Blick auf die Landkarte lässt allerdings etwas nördlich von Villa O’Higgins einen kleinen Pass nach Argentinien erkennen, Paso Mayer genannt. Open Streetmaps verrät, dass es dort auch zwei Grenzstationen geben muss und dazwischen etwa 15 bis 20 Km Wanderweg. Ob das mit den bepackten Rädern zu schaffen ist? Viele Flussfurten sind eingezeichnet und der größte Strom soll sogar eine kleine Brücke haben. Klingt machbar. Auf unserem Campingplatz fragen wir, ob jemand die Strecke kennt. Heiße Diskussionen entbrennen und verschiedenste Gerüchte gehen herum. Einer sagt, die Grenzstation sei geschlossen! Ein anderer, kein Problem, da seien schon Leute mit einem Auto durchgekommen. Wiederum ein anderer sagt, da ist kein Durchkommen, die Flüsse sind reißend und brusttief. Das war also nicht so hilfreich. Daher fahre ich mit einem anderen Radler zur lokalen Polizeistation um zu fragen, ob der Pass offen sei. Dort wird telefoniert, dann heißt es man könne zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Fahrrad passieren. Eine gute Nachricht! Wir sind des Wartens überdrüssig, statten uns mit Nahrung für 8 Tage aus und brechen auf! Alles Weitere erfahrt ihr mit den nächsten Bildern. Viel Freude dabei!



Aufbruch in Villa O’Higgins

 

 

Wir sind die Ersten die gen Paso Mayer aufbrechen. Wie wir später erfahren, folgen uns noch mindestens zwei andere Radfahrer

 

 

Die ersten 50 Km lassen sich gut fahren. Schotterpiste durch wunderschöne Landschaft. Wir haben Glück und haben so gut wie keinen Regen (In Villa O’Higgins wurden wir täglich nass)

 

 

Schwer beladen mit Vorräten kommen wir langsam, aber stetig voran.

 

 

Einige hundert Meter weiter oben, und wir hätten Schnee!

 

 

Kurz vor der chilenischen Grenzstation.

 

 

Wir finden einen windgeschützten Platz und bauen unser Lager auf.

 

 

Am nächsten Morgen erreichen wir die chilenische Polizeistation. Zunächst wollen uns die Beamten nicht wirklich durchlassen, wahrscheinlich aus Sorge, wir wüssten nicht genau, was auf uns zukommt. Ich zeige Ihnen die Karte und das GPS Gerät, nach etwas Diskussion und Ratschlägen für den Weg gehts dann los. Man sagt uns, die erste Flussfurt sei super gefährlich und mindestens einen Meter tief. Wir sollten unsere Räder auf den Polizeipickup laden. Am Fluss stellte sich dann heraus, dass der Meter maßlos übertrieben war. Wahrscheinlich hatten die Beamten einfach Lust auf eine Abwechslung oder eine kleine Ausfahrt… Naja, die erste Flussfurt überqueren wir also trockenen Fußes.

 

 

Danach geht der Wanderweg los. Stellenweise ist der sogar fahrbar.

 

 

Konzentration ist gefragt!

 

 

Livia behält auch hier trockene und warme Füße 🙂

 

 

Wieder ein fahrbares Stück, es gibt aber auch viel Sumpf.

 

 

Manchmal ist der Pfad gar nicht erkennbar, ein GPS-Gerät oder –fähiges Smartphone mit ausreichend Akku ist auf jeden Fall empfehlenswert.

 

 

Einmal, auf der Suche nach einer guten Möglichkeit eine 5m hohe Böschung zu erklimmen, trat ich in eine vermeintliche Pfütze und versank bis über das Knie im Schlamm. Zum Gück nur mit einem Bein!

 

 

Am späten Nachmittag erreichen wir die besagte kleine Brücke. In der Tat möchte man diesen Strom nicht ohne Brücke queren. Erst mache ich einen Testlauf ohne Gepäck über die Brücke, dann Emilia. Sie schwankt ganz schön, und wie sehr den Planken zu vertrauen ist, wissen wir nicht.

 

 

Außerdem ist die Brücke extrem schmal. Wir müssen wohl das Pino etwas demontieren. Ob der Hänger durchpasst?

 

 

Auch bei mir stelle ich den Lenker quer. Alles Gepäck wir abgenommen und einzeln getragen.

 

 

Überall schauen Drahtstücke heraus. Wir müssen aufpassen nicht hängenzubleiben oder Löcher in das Equipment zur reißen.

 

 

Fast geschafft! Mein Rad kommt als letztes dran. Mit dem Stufentandem wäre ich in der Mitte fast steckengeblieben. Ich hatte zwar den Lenker abgeschraubt, aber der Ständer war immer noch zu breit und hatte sich ständig verhakt. Allein das Tandem herüber zu bringen, nahm 45 Minuten in Anspruch. Der Hänger ging glücklicherweise ganz knapp durch. Ich musste trotzdem immer wieder die seitlichen Begrenzungen nach außen Biegen, aber schließlich ist alles drüben angekommen, ohne Unfall. Magdalena haben wir nicht getragen, schien uns zu riskant, sie saß im Hänger und schlief dort selig ein.

 

 

Sehr erschöpft schlagen wir auf der anderen Seite unser Lager auf.

 

 

Magdalena ist wieder munter und die einzige, die noch Kraft hat!

 

 

Am nächsten Tag geht es weiter entlang des Flusses auf holprigem grobem Geröll.

 

 

Etwa zwei Kilometer hinter der Brücke beginnt ein kleiner Fahrweg, der bis auf Furten und steile Anstiege auch mit dem Rad fahrbar ist.

 

 

16 Kilometer hinter der chilenischen Grenzstation liegt die argentinische! Ab hier gibt es eine kleine Straße. Die Abfertigung war übrigens völlig problemlos. Ein Stempel in den Pass und weiter gehts!

 

 

Eine Furt gilt es allerdings noch zu passieren. Sie ist zwar recht tief, aber es gibt so gut wie keine Strömung.

 

 

Alles drüben! Weiter geht die Fahrt – ab nun gibt es Brücken!

 

 

Es ist extrem windig, daher bemühen wir uns, einen windgeschützten Ort zum Zelten zu finden. Wir kommen an einer kleinen Farm vorbei, bei der wir hinter einer Mauer unser Zelt aufstellen dürfen, und außerdem heißen Kaffee bekommen!

 

 

Die patagonische Steppe!

 

 

Kalt und windig – gut dass Magdalena im Hänger windgeschützt sitzt. Nur zum Wickeln und Stillen wird es ungemütlich.

 

 

Der Wind bläst von hinten und teilweise fahren wir 30 Km/h auf Schotter!

 

 

Welcome to Argentina!

 

 

Und hier befinden wir uns gerade: Auf dem städtischen Campingplatz von Gobernador Gregores. Eher ist das allerdings ein größeres Dorf hier. Gestern haben wir den ganzen Tag damit verbracht unsere Ausrüstung zu warten sowie uns und die Kleidung zu waschen. Eine Isomatte und meine Regenjacke hatten nämlich ein Loch, Emilia und Livia sind außerdem einmal gestürzt, so dass auch zwei Ortlieb Taschen geflickt werden mussten. Seamgrip ist hier echt eine Wunderwaffe! Des Weiteren musste der Kocher gewartet werden, ein paar Näharbeiten mussten erledigt werden, Kleidungsstücke von ungefähr 1000 stacheligen Kletten befreit werden (mit der Leatherman-Zange), ein Fahrradschlauch repariert werden… Livias Therm-A-Rest Matte delaminiert übrigens stetig am Kopfende. Hat da jemand einen Tipp, was man unterwegs machen könnte?

Das wars erstmal, bis bald!

Jens und Familie

 

 

3 Kommentare

  1. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich Dich beneide. Ja, auch um die Strapazen.
    Ich folge eurem Trip jetzt seit Anfang an, bisher eher still, ggf mal mit einem kleinen Kommentar auf FB.
    Ich bin schon froh, von meiner Frau gestern die Erlaubnis bekommen zu haben, mit unserem dann dreijährigen, diesen Sommer das erste mal mit dem Rad für ein Wochenende los zu ziehen und zu Zelten. Aber mit entsprechenden Auflagen versteht sich.

    Deine/Eure Bilder wecken so richtig Fernweh bei mir.
    Die Brücke, einfach Hammer das Ganze.

    Ich wünsche euch auf jeden Fall weiterhin alles gute, kommt gut vorran und bleibt alle Gesund!

    Übrigends, der Bart ist klasse 😉

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